Mehmet Baş: Ein Leben für die deutsch-türkische Partnerschaft und die Integration der Türken in Melle
Die Migration von türkischstämmigen Menschen nach Deutschland vor über 60 Jahren markiert einen wichtigen Teil der gemeinsamen deutsch-türkischen Geschichte. Diese Geschichte wurde von vielen einzelnen Menschen aus der Türkei geschrieben. Einer von ihnen war Mehmet Baş.
Geboren am 20. Juni 1957 in der Schwarzmeerprovinz Mesudiye bei Ordu, kam er 1972 mit gerade einmal 14 Jahren als Arbeitsmigrant der ersten Generation nach Osnabrück. Im Juli 1973 bekam er eine Stelle als Maschinenschlosser bei den „Westland-Gummiwerken“ in Melle-Westerhausen, wo er auch hinzog.
Die sogenannten „Gastarbeiter“ von damals brachten auch ihre kulturellen und religiösen Gepflogenheiten mit. In den Jahren 1975/76 wurde das islamische Freitagsgebet noch in einer Kirche in Osnabrück verrichtet, da es in der ganzen Region noch keine Moscheen gab.
1978 trat Mehmet Baş eine Stelle als Zylinderfacharbeiter bei der Firma „Schomäcker“ an. Hier war er 19 Jahre lang tätig.
Neben der Fabrikarbeit engagierte sich Mehmet Baş ehrenamtlich in Moscheevereinen, sozialen und kulturellen Organisationen. Er gehörte 1978 zu den Gründern der türkisch-islamischen Moschee in Melle, wo er viele Jahre im Vorstand und als Vorsitzender tätig war.
Als Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des „Deutsch-Türkischen Arbeitskreises“ und des Initiativausschusses der Stadt Melle leistete er ab 1982 wichtige Dienste für die deutsch-türkische Freundschaft in Melle und Umgebung. Er gehörte zu den Initiatoren des Partnerschaftsvertrags zwischen der Stadt Melle und der türkischen Stadt Niğde. Sein Verständnis für die Lebensumstände und Herausforderungen der türkischen Mitbürger und sein großes Einfühlungsvermögen machten ihn für zahlreiche Institutionen – nicht nur – in Melle, die sich um die Integration von Einwanderern kümmern, zu einem wichtigen Gesprächspartner.
Des Weiteren war er als Journalist viele Jahre für verschiedene türkische Tageszeitungen tätig. Durch seine Beiträge erlangte die Stadt Melle überregionale Bekanntheit in den türkischsprachigen Medien.
Zudem setzte sich der ehrenamtlich engagierte Mehmet Baş als Vorsitzender des türkischen Elternrates besonders dafür ein, dass sich die Kinder der türkischen Familien in Melle im deutschen Schulsystem zurechtfanden.
Mehmet Baş hat sich stets dafür eingesetzt, dass das Zusammenleben der Menschen verschiedener Nationen in der demokratischen Gesellschaft funktioniert. In diesem Anliegen waren ihm der interkulturelle Austausch und die Intensivierung des religiösen Dialogs besonders wichtig.
Im Dezember 2004 begann Mehmet Baş als Moderator und Werbeabteilungsleiter für den türkischen TV-Sender „Kanal Avrupa“ zu arbeiten. Am 3. März 2021 verstarb er nach einem Herzinfarkt auf der Arbeit und wurde am 6. März in seiner ersten Heimat Samsun-Terme beigesetzt. Seine zweite Heimat blieb bis zu seinem Tod die niedersächsische Kleinstadt Melle, wo sowohl seine Ehefrau als auch sein Bruder und dessen Familie heute noch leben.
Mehmet Baş war ein Pionier der deutsch-türkischen Freundschaft und der Integrationspolitik, von der in den 70ern, 80ern und 90ern kaum die Rede war.
Pünktlich zum ersten Todestag erschien zudem ein Buch über das Leben des Integrationspioniers und Journalisten. In dem Werk mit dem Titel „Güler yüzlü adam: Mehmet Baş” [„Der Mann mit der freundlichen Miene: Mehmet Baş”] kommen Familienangehörige, Weggefährten, Freunde, Kollegen und auch Gemeindemitglieder der DITIB Mimar-Sinan-Moschee in Melle zu Wort. Die Publikation ist u.a. über Amazon oder im Buchhandel lieferbar.
Wäre es nicht angebracht, um die vielfältigen Verdienste, die sich Mehmet Baş um das friedvolle Miteinander in Melle erworben hat, zu würdigen und eine Straße oder einen Platz in seiner Heimatstadt Melle nach ihm zu benennen? Dies wäre nicht nur ein Nachruf, sondern stellvertretend eine Wertschätzung der Geschichte und der Leistung aller türkischstämmigen Bürger in Melle.