Die Frage, wie die Medien in Deutschland aufgestellt sind, wem sie gehören, wie sie funktionieren und finanziert werden, interessierte mich schon seit langer Zeit. Deshalb habe ich mich für etwa ein halbes Jahr diesem Thema gewidmet und die Medienlandschaft in unserem Land untersucht. Herausgekommen ist am Ende eine wissenschaftliche Studie.
Erforscht habe ich neben den Printmedien und den visuellen Medien auch die Onlinemedien und den Hörfunk in Deutschland. Die 72-seitige Studie, die kürzlich in türkischer Sprache vorgestellt wurde, wirft zudem einen kritischen Blick auf die Verbindungen von Journalisten in den deutschen Leitmedien zu verschiedenen transatlantischen Vereinen und Organisationen.
In der Studie, die demnächst auch als Druckversion geplant ist, werden neben den Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften auch die audio-visuellen Medien wie Rundfunk, Musik, Film und Kino sowie deren Marktdaten, Finanzierung, Nutzung und Wirkung untersucht.
In diesem Zusammenhang werden vergangene Daten mit aktuellen Zahlen verglichen und auf die hervortretenden Unterschiede hingewiesen.
Nachdem die Sonderstellung des deutschen Rundfunksystems beleuchtet wird, widmet sich die Untersuchung in einem weiteren Kapitel dem Thema der Online- und Internetmedien.
Wie auf globaler Ebene verlieren die Printmedien und die dazugehörigen Verlage aufgrund der Digitalisierung auch in Deutschland an Leserschaft, Auflagen und Umsatz. Besonders betroffen davon sind derzeit Tageszeitungen, Publikumszeitschriften aber auch Fachperiodika.
Vor diesem Hintergrund investieren die Verlage, die sich meistens nach wie vor in Familienbesitz befinden, in neue Mediensegmente und Mischformen wie Crossmedia, Telekommunikation oder Logistik. Zudem dringen die Firmen auch verstärkt in Segmente wie Dienstleistung und Bildung vor. Durch Beteiligungen oder Übernahmen werden diese Familien auch in anderen Unternehmensfeldern aktiv. Ein gutes Beispiel ist hierfür Bertelsmann, eines der größten Medienunternehmen der Welt, das sich seit der Gründung 1845 im Besitz und strenger Kontrolle der Familie Mohn aus dem westfälischen Gütersloh befindet.
Im Gegensatz zu früher werden audio-visuelle Ton- und Bildträger immer mehr digital beziehungsweise online genutzt. Gleicherweise verlagert sich der digitaler werdende Rundfunk immer weiter ins Internet.
Die Digitalisierung, die als sogenannte vierte industrielle Revolution angesehen wird, führt dazu, dass es in den Medien und der Massenkommunikation, die neben der Legislative, Exekutive und Judikative als vierte Gewalt in demokratisch verfassten Staaten gelten, zu gravierenden Veränderungen kommt.
Die Corona-Pandemie wird hier aller Voraussicht nach wie ein Katalysator wirken und die Digitalisierung – und zwar nicht nur der Medien – in Deutschland und überall auf der Welt, beschleunigen.
Baş, Yasin: Almanya’da Medya: Yazılı, görsel ve online medya analizi ve medya sistemine yönelik eleştiriler [Medien in Deutschland: Eine Analyse der Printmedien, visuelle- und Onlinemedien sowie eine Kritik an dem Mediensystem], Köln 2020.